Nordlichter-Novemberkonzerte
Strahlende musikalische Nordlichter
Das Stadtorchester Langenthal präsentierte Musik aus Skandinavien. Im Zentrum
stand ein Klarinettenkonzert mit dem einheimischen Solisten Michael Marending.
Es war ein apartes und zugleich ansprechendes Programm, mit dem das Stadtorchester
Langenthal auftrat. So war denn auch kein Platz mehr leer im katholischen
Kirchgemeindehaus, als Marcel Hirsiger den Dirigentenstab hob, um mit der
Konzertouvertüre D-dur der nie bekannt gewordenen schwedischen Elfrida Andrée das erste
der drei unter dem Titel «Nordlichter» gelisteten Werke zur Aufführung zu bringen. Und es
bot gleich eine Überraschung, denn damit erklang die 1873 entstandene Ouvertüre, die
obendrein noch von einer Komponistin und nicht einem Komponisten geschrieben wurde,
zum ersten Mal in der Schweiz.
Für das Orchester wie für das Konzertpublikum war es ein gut überlegter Einstieg, nicht
zuletzt, weil sich darin sämtliche Register, von den Streichinstrumenten über die Holz- und
Blechbläser bis zur Perkussion, vielseitig vorstellen konnten. Das gelang in einem atmenden
Profil, in dem musikalische Bilder lebendig wurden und das vor allem den Blasinstrumenten
akzentgebende Bedeutung verlieh – ein klangschönes Werk, imponierend umgesetzt und
geradezu triumphal schliessend.
Das Werk zu eigen gemacht
Im Mittelpunkt stand indessen das zweite Nordlicht: das Klarinettenkonzert f-moll des
frühromantischen finnischen Komponisten Bernhard Crusell, mit dem einheimischen Solisten
Michael Marending. Hohe Erwartungen wurden da schon im gross eröffnenden Orchester
wach, und dann fügte sich fast unmerklich der Solist ein und zog mit virtuosen Laufgirlanden
zunehmend die Aufmerksamkeit auf sich.
Bedeutsam aber wurde durch alle drei Sätze die musikalische Aussage, die Marending seinem
souveränen instrumentalen Beherrschen abgewann: Da war nicht nur die einfühlende, bis ins
Detail perfektionierte Phrasierung. Vielmehr spürte man, wie intensiv er sich dieses Werk zu
eigen gemacht hatte, wie klangprägnant er zu differenzieren verstand zwischen der
enthusiastischen Kraft der Ecksätze und dem feinsten Piano-Hauch des pastoralen Adagios.
Dass das Publikum nach jedem Satz applaudierte, sprach für sich.
Zum Abschluss Edvard Grieg
Marcel Hirsiger koordinierte umsichtig, und das Orchester trug den Solisten mit zuverlässiger
Präsenz durch die einfallsreich bewegte Komposition. Mit einer poetisch duftigen Zugabe von
Manuel de Falla bedankte sich Marending für den Applaus.
Was im letzten Teil mit der Peer-Gynt-Suite Nr. 1 von Edvard Grieg folgte, setzte dem
Konzertabend die Krone auf: Im dynamischen Zusammenwirken liessen alle instrumentalen
Register in den vier Sätzen Stimmungen aufscheinen, die vom zwitschernden Erwachen der
Vögel bis in die dunkle Halle des Bergkönigs in differenzierter Farbkraft eindrücklich wurden
und das Publikum begeisterten.
BZ: https://www.langenthalertagblatt.ch/region/oberaargau/strahlende-musikalische-nordlichter/story/16091021